PRESSESTIMMEN
„Das neue Programm heißt „Hader muss weg“. Premiere war in einem der kleinsten und hübschesten Wiener Kabarett-Theater, im Theater am Alsergrund. 80 Zuschauer – was für ein Luxus für einen, der am Neujahrstag wieder vor vollen Rängen im Burgtheater auftreten wird. Es wurde bei der Premiere viel gelacht, obwohl es abgründig böse war. Prominente und Bundeskanzler, ließ Hader mitteilen, würden nicht vorkommen – politisches Kabarett ist nun mal nicht mehr opportun. Aber Hader wäre nicht Hader, würde e, übertragen aus der Garderobe, einen im Wiener Jargon bösartigen Exkurs über Gesellschaft und Politik. Dann stürzt er in den Zuschauerraum, im Mantel Kottans (den Lukas Resetarits einmal spielte, Haders Lehrmeister) und in der Haltung derer, die er in Filmen so fabelhaft spielt, die in sich r sich dem Trend fügen. Mit einem Trick bietet er noch vor dem offiziellen Beginn völlig Eingeschlossenen, gekrümmt, immer auf Verteidigung eingestellt. Er telefoniert mit seiner Frau. Ein Gespräch über die Beziehung, die längst keine mehr ist. Das ist Haders Thema: die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern, die Unmöglichkeit von Nähe. Anders als noch in „Privat“, wo er mit seinen biografischen Bekenntnissen irritierte, ist „Hader muss weg“ nur noch ein Spiel, ein Schauspiel. Er spielt mit Hader, dem besten Kabarettisten, dem gefragten Filmstar, der seine Fans missgelaunt abkanzelt und sich doch schmeicheln lässt. Dann kommt sein Fahrer von der Straße ab. Ein Unfall in öder Gegend, wo er von einem bankrotten Tankstellenbesitzer erschossen wird. Hader ist tot, aber Hader macht weiter in Gestalt von mindestens sieben anderen Figuren. In der Sparsamkeit virtuos sind diese Verwandlungen (Regie: Petra Dobetsberger). Mühelos verwickelt er bis zu drei Figuren in einen Dialog, hält er die Handlungsstränge dieses Krimis zusammen, der bis ins Prostituiertenmilieu führt. Von total verpfuschtem Leben handelt dieser Abend, von Menschen, die zur Verteidigung ihres Besitzes über Leichen gehen, die nur noch Emotionen zeigen, wenn der Lack ihres Skodas zerkratzt wird. Zum Schluss hat Hader drei Tote auf die Bühne gespielt und steht unbeschädigt da, in der Hand ein Handy für eine Kommunikation über die Unmöglichkeit der Kommunikation. Kein Lichtblick, nirgends; finsterer geht’s nimmer. Ein perfekter Abend mit brillanten, die Sprache auf ihr Zerstörungspotenzial durchleuchtenden Texten. Weit weg vom Kabarett, ganz nah an einem Theater, das solche Nähe zur Realität selten erreicht.“
Thomas Thieringer, Süddeutsche Zeitung
„Die ersten fünfzehn, fast zwanzig Minuten des neuen Hader-Programms sind eine kurze, furiose Gespensterstunde, ein ätzend böses, frei mäanderndes Hörstück, in dem nichts ausgespart und niemand geschont wird. Hader trägt den Wutausbruch in seinem charakteristischen, hochmelodiösen Parlando vor, das an der Oberfläche Banalität suggeriert und darunter eine Perfidie an die andere reiht. Das Tempo ist aberwitzig, die Themenführung rein assoziativ, was man zunächst jedoch kaum registriert, weil der charmante Tonfall alle Unebenheiten und Widerhaken sorgsam zupolstert, aber nur ein, zwei Millimeter dick.
„Hader muss weg“ hebt im Gegensatz zu „Privat“ nicht ständig in surreale Sphären ab, das Programm bleibt über zwei Stunden lang konsequent am Boden, genauer: auf der Straße. Hader spielt sich selbst, als Kotzbrocken natürlich, und erleidet schon früh einen ebenso zufälligen wie schäbigen Tod durch Erschießen. Daneben verkörpert er sechs weitere Protagonisten (darunter zwei Frauen), ohne dabei jemals seinen zerschlissenen Columbo-Mantel abzulegen. „Hader muss weg“ ist ein Stück für mehrere Stimmen, wobei allesamt von Hader selbst gesprochen werden - eine Sieben-Goschen-Oper sozusagen, die den one and only Hauptdarsteller auf dem Höhepunkt seiner geistigen, physischen und dialektalen Potenz zeigt. Hader fordert sich körperlich und konzentrationstechnisch bis zum Äußersten, was als schiere Präsenzleistung respektabel genug, aber künstlerisch noch nicht unbedingt abendfüllend wäre. Diesen entscheidenden Mehrwert generiert Hader kraft seiner Intelligenz, seines Wortwitzes - und seiner Menschlichkeit.“
Sven Gächter, Profil
„Hader erzählt eine rasante Pulp Fiction-Geschichte. Aber er erzählt sie nicht wirklich, da es weder einen auktorialen noch einen Icherzähler gibt: Hader reiht eineinhalb Stunden lang konsequent Dialog an Dialog. Die insgesamt sieben Charaktere, die er abwechselnd verkörpert, sind nicht so sehr durch Gestik definiert, aber durch Stimme, Sprache, Lachlaute. Und Hader macht das, wie gewohnt, hervorragend.“
Thomas Trenkler, Der Standard
„Dass seit „Privat“ mehr als zehn Jahre vergangen sind, hatte nicht zuletzt wohl auch mit Haders ehrgeizigem Anspruch zu tun, sein Kabarett mit jedem Programm sozusagen neu zu erfinden, was von Mal zu Mal schwieriger wird. Die Übung ist schließlich aber auch diesmal meisterlich gelungen. Einerseits treibt Hader die Selbstbefragung konsequent weiter: In „Privat“ hatte er sich in den Kopf geschaut, diesmal lässt er sich das Hirn aus dem Schädel blasen. Andererseits emanzipiert sich Hader zugleich auch von sich selbst: „Hader muss weg“ ist ein Ensemblestück, in dem der Kabarettist insgesamt sieben Rollen spielt, darunter auch einen emotional verwahrlosten Barpianisten mit Falco-Stimme, der wohl das bisher schwärzeste Alter Ego des Künstlers darstellt. Das neue Programm ist zugleich der beste Film, den Hader nie gedreht hat.“
Wolfgang Kralicek, Falter
”Hader muss weg” kommt daher, wie ein Film. Wie eine spärlich ausgeleuchtete, aber umso engagierter gespielte low-budget-Produktion, in dessen Verlauf sich sieben weitgehend verpfuschte Lebenswege unter dramatischen, gewalttätigen und gelegentlich grotesken Umständen kreuzen. Hader kombiniert die sieben Einzelschicksale zu einem zwar wenig erfreulichen, aber in seiner Tragikomik fesselnden Sittenbild, das ganz ohne phantastische Ausflüge ins Irreale – wie die in ”Privat” u. a. vorkommenden Reisen durch die Kanalisation oder ins eigene Gehirn – auskommt. Ein an dieser Stelle längst fälliges 3-faches Hoch auf die Regisseurin Petra Dobetsberger.“
Peter Blau, Kabarett.at
„Hader zeichnet beängstigend lebendige Karikaturen, lässt Psycherln, Monster der Spießigkeit, Gefühlsabstinenzler und andere Ungustel auftreten. Mit verbaler Rauflust übertritt er alle
Schmerzgrenzen, presst sogar dem Abgründigen, Ung´schmackigen und allzu Menschlichen noch ein Weglachen ab. „Hader muss weg“ ist das Schwärzeste seit den Monty Pythons.“
Werner Rosenberger, Kurier Nachtkritik
„Ein kaputter Barpianist, ein zerrütteter Tankwart, ein erbärmlicher Liebhaber mit Harnwegsinfekt und eine berechnende Geliebte auf der Suche nach der großen Leidenschaft. Was sich zwischen diesen Menschen abspielt, ist grell lustig und bedrückend traurig, ist absurdes Theater, geschrieben in der Art eines Drehbuchs. Hader bietet ein intensives Spiel zwischen großer Leidenschaft und kleiner Enttäuschung, beim Verbeugen ist sein Gesicht nach dieser präzisen Meisterleistung so grau wie der Inhalt des Abends. Doch es darf auch gelacht werden, Hader setzt entlang des düsteren Weges ein Feuerwerk exzellenter, meist neuer Pointen, die Mischung aus all dem ergibt einen großen Abend, für den das Wort Kabarett eigentlich zu kurz greift.“
Jorda, Niederösterreichische Nachrichten
„Aber ist das, was Hader da in rasanten Rollenwechseln ausbreitet, Kabarett? Wie in einem Theaterstück oder in einem Film entwirft Hader Szenen, deren Trostlosigkeit sich nicht immer weglachen lässt. Hader balanciert gekonnt zwischen Tragödie und Komik und erreicht damit auch in diesem Filmkabaretttheaterprogramm, was er mit allen seinen bisherigen Kabarettprogrammen schaffte: alle Erwartungshaltungen an das, was Kabarett ist, erfolgreich zu zerstören.“
Clemens Panagl, Salzburger Nachrichten